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Bye Bye Berlin
ein Essayfilm von Antonio Nábolo und Eberhard Spreng

„Zwischen dem Abbau des Rades und dem Aufbau des Kreuzes ist Berlin für mich gestorben“. Das sagte der italienische Filmemacher Antonio Nábolo und meinte damit den Abbau des Räuberrades vor der Volksbühne und den Aufbau des Kreuzes auf der Kuppel des Humboldtforums. Mitten in der Arbeit an seinem großen Film über Kultur und Politik in der deutschen Hauptstadt hat er sich mit seinem Team zerstritten und ist wieder abgereist. Und danach ist er verschwunden, einfach verschollen.

Die Stadt und der Tod

Monate später versucht der Berliner Filmemacher Eberhard Spreng zu verstehen, was hier geschah. Er sichtet Nábolos teilweise geschnittenes Material. War das ein altmodischer Idealist? Ein Mann des 20. Jahrhunderts, dessen Denken an der diffusen Gegenwart des 21. Jahrhunderts scheiterte? Aber da sind auch seine Aufnahmen für die filmische Allegorie „Die Stadt und der Tod“, eine poetische Botschaft, die Trost spendet und zugleich alle Hoffnungen vernichtet.

Nahe des Ortes, an dem die ältesten Bildwerke des Homo sapiens gefunden wurden, verliert sich Nábolos Spur. Er hoffte dort, inmitten einer Landschaft aus Stein, das stählerne Rad und den „letzten Rest anarchistischer Kultur“ wiederzufinden. Im Filmessay „Bye Bye Berlin“ trifft Nábolos bildmächtiger Filmtorso auf Aufnahmen des Berliner Dokumentarfilmers Eberhard Spreng: Sichtweisen des 20. und des 21. Jahrhunderts stoßen aufeinander und zwei unterschiedliche Strategien, die Berliner Gegenwart zu verstehen.

Foto: Eberhard Spreng

Director’s note von Eberhard Spreng

Wann endet das 20. Jh. und wann beginnt das 21. Jh? Nicht im Kalender, sondern im Denken und Erleben der Menschen? Und wie schreibt sich der Jahrhundertwechsel ein in den Stein der Stadt? Auf diese Fragen findet mein italienischer Kollege, Antonio Nábolo ganz andere Antworten als ich selbst. Sein Filmtorso “La scia delle pietre” (AT) („Die Spur der Steine“) ist eine Fundgrube für Haltungen, die heute obsolet erscheinen, aber neu erschlossen werden sollten. Es war Faszination pur, sein Berlin-Material mit meinen eigenen Aufnahmen zu verbinden.

Foto: Eberhard Spreng

Tags: Berlin – Essayfilm – Geschichte – Konflikt – Kultur – Politik

„Bye Bye Berlin“ (2020). 54 Minuten, Farbe und Schwarz-Weiss. Super-16 und HD. Deutsch oder englisch. Stereo; 16×9; DCP.